Dabei handelt es sich nach festlandchinesischer Auffassung um pragmatisch begründete Bemühungen, die Beziehungen und den Meinungsaustausch zwischen beiden Seiten der Taiwanstraße friedlich zu entwickeln; das Festhalten an der Ein-China-Politik, nach welcher Taiwan lediglich als abtrünnige Provinz gilt, wird dadurch nicht beeinträchtigt. Außenpolitische Aktivitäten taiwanesischer Politiker wie der vor kurzem erfolgte Japan-Besuch von Tsai Ing-wen, der Vorsitzenden der in Taiwan in der Opposition befindlichen Demokratischen Fortschrittspartei (DFP) oder der angekündigte US-Besuch des Kuomintang-Vorsitzenden Eric Chu stoßen weiterhin auf Proteste Beijings.
Dennoch ist das kommende Treffen in Singapur ein Meilenstein, denn seit dem Ende des Bürgerkriegs und der Flucht der Kuomintang-Führung nach Taiwan im Jahr 1949 hatte es ein solches Treffen nicht gegeben, da das Festland dies bereits als zu weit gehende Anerkennung eines unabhängigen Taiwans gedeutet hatte.
In Taiwan gab es hingegen bereits Proteste, insbesondere von DFP-Anhängern, welche der Kuomintang-Regierung unter Ma Ying-jeou die vorsichtige Annäherung an das Festland u.a. als „Ausverkauf an die Kommunisten“ vorwerfen. Dabei ist insbesondere zu beachten, daß im Januar in Taiwan Präsidentschaftswahlen stattfinden werden. Ma Ying-jeou hat bereits zwei Amtszeiten hinter sich, kann deshalb nicht erneut kandidieren. Als Kandidat für die Nachfolge wurde im Oktober Kuomintang-Parteichef Eric Chu ausgewählt, nachdem die vorher als Spitzenkandidatin angekündigte Hung Hsiu-chu bereits zum sicheren Mißerfolg zu geraten versprach.
Die DFP scheint beste Chancen zu haben, ist aber weitaus pro-amerikanischer und jeglicher Annäherung feindlicher gesonnen als die Kuomintang, welche zwar antikommunistisch ist, aber durchaus nationalneutralistische Tendenzen besitzt und nicht unbedingt gewillt ist, Taiwan vollkommen US-Interessen unterzuordnen. Dies dürfte der Hintergrund dafür sein, daß China sich zu einer vorsichtigen Unterstützung der Kuomintang entschieden hat. Dies könnte allerdings auch zum Eigentor werden, denn dadurch würden die Vorwürfe der DFP, mit denen sie derzeit punktet, zugleich neue Nahrung erhalten.
Verweise:
http://german.xinhuanet.com/2015-11/04/c_134782995.htm
http://news.xinhuanet.com/english/2015-10/28/c_134759611.htm
http://www.epochtimes.de/politik/welt/durchbruch-seit-1949-chinas-und-taiwans-praesidenten-treffen-sich-a1281502.html